1. Alltag bei der Polizei 1.1 In der Einsatzzentrale Polizeieinsatzzentrale München, an einem Freitag. Hier treffen alle Anrufe ein, die über die 110 angewählt werden. Unfälle, Delikte, Gewalttaten … alle Notrufe werden hier entgegengenommen und an die jeweiligen Einsatzkräfte weitergegeben. Es ist 7 Uhr am Morgen – Normalbetrieb. Durchschnittlich gehen in der Einsatzzentrale etwa 2.500 Anrufe am Tag ein. Das heißt, etwa alle zwei Minuten wird ein Einsatz gefahren. Die Anforderungen an die Polizei steigen ständig – nur durch die ausgefeilte Technik der Einsatzzentrale kann die hohe Zahl der Einsätze von den Beamten vernünftig koordiniert werden. O-Ton: „Leblose männliche Person liegend. Kollegen sind vor Ort.“ O-Ton: „Mandlstr. 33 in Schwabing. Der Notarzt kommt.“ O-Ton: „OK, danke. Wiederhören“ 1.2 Auf Streife mit der Polizei Routinefahrt durch die Innenstadt. Neugierig umringt eine Schulklasse das Polizeiauto. Passanten fragen nach dem Weg. Auskunft geben, den Weg weisen, die freundlichen Polizisten helfen gern! O-Ton: „Die Straße danach gleich links und die zweite Straße rechts. Und dann steh’n Sie direkt vor’m Hofbräuhaus.“ Nach Einbruch der Dämmerung trifft die Streife in der Stadtmitte auf eine leichtsinnige Skaterin. Polizist: „Fahren sie bitte mal rechts ran……danke…“ Skaterin: „Hallo, Grüß Gott“ Polizist: „Grüß Gott... Warum wir sie jetzt aufhalten, werden sie jetzt denken.“ Skaterin: „Ja.“ Polizist: „… und zwar Folgendes. Mit ihren Inlineskates dürfen’s hier auf der Straße nicht fahren. Das ist ein Sportgerät und da müssen’s auf dem Gehweg fahren.“ Skaterin: „Ja, tut mir leid, das hab ich nicht gewusst.“ Polizist: „… und da müssen’s halt auch aufpassen, dass sie keine anderen Personen, die dort zu Fuß unterwegs sind behindern oder gefährden.“ Skaterin: „OK.“ Polizist: „Aber da sind sie wesentlich sicherer, allein weil es schon sehr dunkel wird und sie schon recht dunkel gekleidet sind – man sieht sie auch nicht so.“ 1.3 Die Reiterstaffel Die Reiterstaffel ist eine eigene Dienststelle. Wer hier arbeitet, muss sich mit Pferden auskennen und mit Tieren gut umgehen können. Pferd und Reiter sind ein Team – dies aber nur nach langem Training und viel Geduld. Die hoch gewachsenen Wallache sind nicht schreckhaft – sogar ein Pistolenschuss lässt die Pferde kalt. Vor den großen Tieren haben die meisten Menschen Respekt und treten eher einen Schritt zurück. Das macht die Pferde besonders geeignet für den Einsatz bei Großveranstaltungen. Die Kollegen von der Reiterstaffel haben ihre Wallache sicher in den Pferdeanhänger verladen. Nun sind sie bereit für den Großeinsatz bei einem internationalen Fußballspiel heute Abend. 1.4 Praktisches Training O-Ton: „Abwehr von Mehrfachangriffen. Wir machen jetzt eine Kombination vor. Ich erklär’s nachher in Detailschritten und dann üben wir alle gemeinsam.“ Um fit für den Polizeialltag zu sein, müssen die Polizisten regelmäßig trainieren. In der Turnhalle werden die wichtigen Griffe und Bewegungsabläufe für den Einsatz draußen geübt. O-Ton: „Stock in der linken Hand. Wir treten seitlich von hinten an unser Gegenüber heran. Fischen mit dem short end die Hand, Griff mit der rechten Hand an short end, Übernahme in die Ellbogenbeuge, Heber kommt, über die Schulter zu Boden.“ Zimperlich geht’s hier nicht zu. Hartes Training gehört dazu! Bei der Polizei absolvieren Frauen und Männer die gleiche Ausbildung. 2. Verkehrsunfall 2.1 Ausrücken des Streifenwagens In der Einsatzzentrale wird mit einem hochmodernen Computersystem gearbeitet. Jede Straße der Stadt, und sei sie noch so klein, ist in diesem System verzeichnet. O-Ton Polizist: „…So jetzt schau her, hier kommt eine aktuelle Unfallmeldung. Ich klick sie jetzt an und dann schauen wir jetzt: Osterwaldstraße und Imhofstraße.“ Unklar ist, ob und wie viele Verletzte es bei dem Unfall gegeben hat. Die Angaben der Anrufer sind oft ungenau. Deshalb ist Eile geboten. Mit fast 80 Stundenkilometern fahren die Polizeibeamten durch die Münchner Innenstadt. Die Polizisten müssen bei einer Blaulichtfahrt notfalls Gefahren rechtzeitig erkennen und schnell reagieren. Diese Fähigkeit trainieren die Beamten in speziellen Fahrkursen. In wenigen Minuten wird der Streifenwagen am Unfallort sein. 2.2 Klären des Unfallhergangs O-Ton Unfallbeteiligter: „ … rausgeschossen.“ O-Ton Unfallbeteiligte: „Ich bin nicht rausgeschossen, ich bin ganz normal auf der Straße rausgefahren. Schauen sie her, sie müssen mich doch sehen, das gibt es doch gar nicht. Ach da kommt die Polizei schon, die wird das jetzt klären. Das werden wir jetzt gleich sehen.“ Ein gewöhnlicher Unfallhergang. Eigentlich ist nicht viel passiert. Ein Blechschaden. Aber die Unfallbeteiligten sind sich uneins über die Schuldfrage. Die erste Aufgabe der Beamten also – Streit schlichten. Jeder der Unfallbeteiligten meint richtig gehandelt zu haben, wohingegen der andere die Straßenverkehrsordnung nicht beachtet hat. Schließlich haben die junge Polizistin und ihr Kollege die streitenden Parteien getrennt. O-Ton Polizistin: „Lothar, Ulrich, geborener Lothar“ Die Personalien werden aufgenommen, die Aussagen der Unfallbeteiligten protokolliert. Die beiden Beteiligten haben den Unfallhergang zwar eingehend geschildert – jedoch jeweils aus ihrer eigenen Sicht. O-Ton Polizist: „Haben sie sie dann am Anfang nicht gesehen oder haben sie sie gesehen?“ O-Ton: „Ich habe geschaut und dann war niemand da. Und da bin ich also ganz normal weitergefahren.“ Bremsspuren und Fahrzeugschäden sind für die Polizisten deshalb letztlich der wichtigste Anhalt für eine objektive Klärung der Schuldfrage. O-Ton Polizistin: „Wohin? Hier?“ Um spätere Unklarheiten gleich von vorn herein auszuschließen, werden die Umstände des Unfalls akribisch genau nachgezeichnet und dokumentiert. 3. Personenfahndung 3.1 Vermisstenmeldung Mutter: „Hallo, hier, hierher! Hallo, meine Tochter ist weg.“ Polizist: „Wie lang ist das schon her?“ Mutter: „Grade eben. Sie geht immer mit dem Hund spazieren, und heute auch und sie ist nicht zurückgekommen. Jetzt hab ich sie gesucht und ihren Rucksack gefunden, der war an der Isar, ganz nah am Wasser.“ Die besorgte Mutter zeigt den Beamten, wo sie den Rucksack ihrer Tochter gefunden hat. Ein gefährlicher Platz für Kinder, in unmittelbarer Nähe der reißenden Strömungen der Isar. O-Ton Polizist: „Da werden wir gleich mal funken: Isar von 76 64.“ O-Ton Polizist: „Isar 76 64 kommen.“ O-Ton Polizist: „Wir haben ein vermisstes Mädchen im Englischen Garten.“ O-Ton Polizist: „Wo genau im Englischen Garten sind sie?“ O-Ton: Polizist am Computer (ESZ): „Wenn du schaust, der Eisbach, der ist gleich direkt in der Nähe, wenn das ein zwölfjähriges Mädchen, also, da sind schon einige ertrunken auch in dem Eisbach.“ Ein Vorfall, dessen Brisanz in der Einsatzzentrale gleich erkannt wird. O-Ton Polizistin: „Könntest du kurz kommen. Da gibt es irgendwas im Englischen Garten. Da wird ein Kind vermisst. Das kann sein, dass die in die Isar reingefallen ist. Um die Koordination geht es.“ Wenige Minuten später ist der Außendienstleiter eingetroffen. Die Mutter muss nun ihre Tochter und den Vorfall ganz genau beschreiben. Nur so können die eingesetzten Beamten konkret nach dem kleinen Mädchen suchen. O-Ton Mutter: „Ich hab mir Sorgen gemacht. Sie ist so lange weg, und da dachte ich mir: sie war noch nie so lange weg.“ 3.2 Die Suchaktion Die Einsatzhundertschaft der Schutzpolizei trifft ein und wird die Suche nach der Kleinen unterstützen. Der Außendienstleiter, kurz ADL, koordiniert den gesamten Such-Einsatz. Die Polizisten formieren sich zu einer Polizeikette und durchkämmen das gesamte Gebiet. Keiner der Beamten spricht darüber, aber alle hoffen, dass das junge Mädchen hier nicht gefunden wird. Zur gleichen Zeit unterstützt die Berufsfeuerwehr die Suche mit einem Schlauchboot und ausgebildeten Tauchern. Das Tauchen an dieser Stelle der Isar wird nicht einfach sein. Und tatsächlich bereitet die reißende Strömung Probleme. Auch der Polizeihubschrauber hilft bei der Suche. Mit ihm wird das Gelände in einem größeren Umkreis durchsucht. Kommissariat 114: Ihr Spezialgebiet – Vermisste und unbekannte Tote. Die Beamten wollen das Umfeld des vermissten Mädchens klären, Freunde und Verwandte nach dem Verbleib der Kleinen befragen. Für sie ist es nicht ungewöhnlich, dass Kinder gedankenlos einfach fernbleiben und sich nicht melden. Der Hubschrauber ist mit vier Mann besetzt und mit vielen Zusatzgeräten ausgerüstet. Dazu gehören Seilwinden, Suchscheinwerfer, Wärmebildkamera und Restlichtverstärker um die Suche auch bei Dunkelheit und im Extremgelände fortsetzen zu können. Von hier oben sind das Gelände und die groß angelegte Suchaktion gut zu erkennen. Viele Menschen und Maschinen sind für das vermisste Mädchen im Einsatz – dennoch: Die Suche bleibt ohne Erfolg. 3.3 Das glückliche Ende Bei ihrer Streifenfahrt am Abend fällt den jungen Polizeibeamten ein kleines Mädchen mit Hund auf. Mitten in der Stadt, und ganz allein. Ist das vielleicht das vermisste Mädchen? Nach Aussage der Kleinen und der Beschreibung der Einsatzzentrale bestehen keine Zweifel mehr. O-Ton Polizistin: „Kannst du mal schnell mit uns mitkommen?“ O-Ton Mädchen: „Ja.“ Kim gesteht den beiden Beamten, dass sie aus Angst weggelaufen ist. Sie hat eine 6 in Mathe geschrieben und der Mutter die schlechte Note verschwiegen. Die Polizistin gibt die Auffindung sofort an die Einsatzzentrale weiter – die groß angelegte Suchaktion kann damit gestoppt werden. Die aufregende Odyssee hat für die Kleine und ihren Hund hier ein Ende. O-Ton Polizist: „Gut, wunderbar.“ O-Ton Polizist: „Kannst du dich anschnallen?“ O-Ton Mädchen: „Ja.“ 4. Strafverfolgung 4.1 Tataufnahme O-Ton: Polizist bei der Notrufannahme: „Polizei Notruf, Grüß Gott, …“ Wieder Mal gibt es einen Streit in einem Wohnhaus – ein Nachbar macht sich Sorgen, nachdem Schreie und Kampfgeräusche in der Wohnung unter ihm zu hören waren. O-Ton Polizist: „Gut Herr Fischer, ich schick jemanden vorbei.“ Gleich nach dem Anruf des Nachbarn trifft die Streife am Tatort ein. Der Hausbesitzer ist bereits informiert und wartet auf die beiden Beamten. Selbst wollte er in der Wohnung nicht nachsehen. Beide Polizisten sind gespannt, was sie hier vorfinden werden. An eine folgenschwere Tat denken beide noch nicht – ihr Vorgehen ist routinemäßig. O-Ton Polizist: „Clea, da liegt einer …“ Der Mann ist tot. O-Ton Polizist: „... ich spür da keinen Puls mehr“. O-Ton Polizistin: „Ich hol den Notarzt.“ 4.2 Die Kriminalpolizei Die Beamten der Kriminalpolizei lassen sich den Stand der bisherigen Erkenntnisse schildern. O-Ton Polizist: „Und zwar haben wir die Mitteilung von einem Nachbarn bekommen.“ Unterdessen wird der Tatort gesichert. Gleich darauf trifft auch die Spurensicherung ein. Nun kann die Analyse des Tatorts beginnen. Akribisch genau müssen die Beamten der Spurensicherung arbeiten. Jedes Beweisstück erhält eine Nummer. Für die Aufklärung dieses Mordfalls vielleicht entscheidend, die Fingerabdrücke auf dem Weinglas. Sind diese vom Opfer oder vom Täter? In diesem Fall scheinen die Fingerabdrücke sehr gut erhalten. O-Ton Spurensicherung: „Zeig mal her, eine Griffspur. Die ist gut.“ Nicht immer haben die Beamten so viel Glück. Der Täter war offensichtlich recht sorglos gewesen. O-Ton Spurensicherung: „Ich schau gleich mal auf der Bierdose.“ Ebenso wichtig sind die DNA-Proben. Von der leeren Bierdose versucht die Polizistin der Spurensicherung verwertbare Speichelreste abzunehmen. Vielleicht überführt auch diesmal die DNA den Täter. O-Ton Arzt: „Sind Verletzungen passiert.“ O-Ton Spurensicherung: „Ja die einzig sichtbare Verletzung ist momentan am Kopf.“ Inzwischen ist der Polizeiarzt am Tatort eingetroffen und untersucht die Leiche. Die Todesursache ist wohl stumpfe Gewalt gegen den Kopf. Das Tatwerkzeug scheint identifiziert. Tatzeit und Todesursache können als fast gesichert angenommen werden. Die Leiche wird zur Obduktion ins gerichtsmedizinische Institut gebracht. 5. Sondereinsätze der Polizei 5.1 Fußballspiel Einsatzplanung für ein Fußballspitzenspiel – heute Abend. Ein großes Ereignis steht bevor. Der Chef der Polizeidirektion koordiniert mit seinen Kollegen den heutigen Einsatz im Stadion. Alles muss bis ins Detail geplant werden. O-Ton Polizeichef: „Wir gehen etwa davon aus, dass 50 Fanbusse kommen. Wir versuchen die so nah wie möglich ans Stadion ranzuziehen.“ Vor Spielbeginn wird das Stadion nach gefährlichen Gegenständen durchsucht. Auch die Reiterstaffel ist inzwischen eingetroffen. Trotz Tröten und Geschrei bleiben die Wallache ruhig – sie sind an den Umgang mit den Fans gewöhnt. Inzwischen füllt sich das Gelände um das Stadion. Die Stimmung beginnt zu brodeln. Alkohol ist mit im Spiel. Der Schwarzmarkt mit den letzten Eintritts-Karten boomt. Die Polizei verteilt Handzettel – sie appelliert an alle Fußballfans fair miteinander umzugehen. Noch sind die Spieler nicht auf dem Feld – die Plätze im Stadion füllen sich langsam. Die Fans fühlen sich ungestört. Bereitschaftspolizei und Unterstützungskommando besetzen die Fanblöcke. Alkohol … heizt die Laune an. Mit der Kamera werden Stimmungsmacher und Aufwiegler beobachtet. Die Stimmung kommt an einen Siedepunkt. Die Bereitschaftspolizei rückt nach, um mögliche Ausschreitungen schnell unterbinden zu können. Das Spiel läuft – das Stadion kocht. Die Sicherheit der Besucher steht an erster Stelle – wer Randale macht, wird festgenommen. Jeder Fanblock wird per Video überwacht. Über Funk kann jede Streife direkt angesprochen werden. Der Polizeidirektor behält vor Ort den Überblick. Gewissenhaft versichert er sich, dass der Einsatz reibungslos klappt – die Stimmung im Stadion unter Kontrolle bleibt. Jeder Polizist hat seine Aufgabe und seinen festen Platz im Einsatzteam. Das Fußballspiel findet für alle Beteiligte ein friedliches Ende. Die Fußball-WM 2006 fand bereits in der neuen Allianz-Arena in München statt. Nach diesem Großeinsatz zog die Münchener Polizei eine positive Bilanz. Rund 66.000 Zuschauer verfolgten das Eröffnungsspiel. Rund 3000 Polizisten waren zum WM-Start in München im Einsatz. Auch dank der hohen Sicherheit durch Polizeipräsenz bleibt die WM für alle in guter Erinnerung! 5.2 Papstbesuch Als am 9. und 10. September 2006 der Papst Benedikt XVI nach München kommt, wird die Innenstadt zur Sperrzone. Wegen des großen erwarteten Ansturms verlangt der Papstbesuch nach ähnlichen Sicherheitsvorkehrungen wie die vergangene Fußball-Weltmeisterschaft. Eine gewaltige Polizeieskorte begleitet den Heiligen Vater auf seinem Weg vom Münchner Flughafen bis in die Innenstadt. Gitterabsperrungen entlang der „Papamobil-Route“ halten die Gläubigen zurück. Jeder will ganz vorne stehen! Zum Sicherheitsbereich rund um den Marienplatz bestehen strenge Zugangskontrollen. In der ganzen Innenstadt ist die Polizei präsent. Das Großereignis muss verantwortungsvoll und umfassend gesichert werden – schließlich sind neben dem Papst auch hochrangige Persönlichkeiten aus der Politik zu Gast in München. Logenplätze direkt über dem Geschehen sind heiß begehrt… Die Gläubigen aus aller Welt empfangen enthusiastisch, aber friedlich ihren Heiligen Vater. Und so geht auch dieser Großeinsatz ohne Vorkommnisse zu Ende.