D.vor Monitor Ich bin 16 Jahre alt, gehe aufs Gymnasium in die 9. Klasse – und ich bin Computersüchtig. V.in rosa Zimmer Ich heiß Vanessa, bin 18 Jahre alt, gehe in die Johann Friedrich von Cotta-Schule in Stuttgart Ost, das ist ein Wirtschaftsgymnasium für Sportler. G.in Park Ich heiße Gabriella, und vor ungefähr 7 Jahre habe ich die Welt der Internet kennen gelernt und die Chatrooms vor allem. Wie wird man Internetsüchtig? D.vor Monitor D.vor Monitor Fehlende Freundschaften das ist halt wieder ein anderes Thema, man lernt übers Internet auch Leute kennen. Viele Leute davon, zu denen kann man zwar nicht viel sagen und die kann man auch nicht beurteilen, aber manche Leute kennt man dann über das Internet auch schon länger und die könnte man dann auch als Freunde bezeichnen. Therapeut Hm na ja ob das wirklich Freunde sind, das ist so ne Sache, man kennt sich ja nicht wirklich, man hat da eine Vorstellung von denen und aber das ist sehr wahrscheinlich, dass man sich darin täuscht, dass man zwar bestimmte Aspekte wahrnimmt, aber nicht das Gegenüber als Ganzes, in seiner Totalität, und da ist die Gefahr dass man sich da sehr täuscht, aber offensichtlich gibt’s auch den Wunsch, im Internet Gleichgesinnte kennen zu lernen, die eine ähnliche, ja, die einem ein Gruppengefühl vermitteln, mit einem Gefühl von Zusammengehörigkeit, wobei bei vielen dieser Leute dann vielleicht auch wichtig ist, anonym zu bleiben, dass vielleicht das Gefühl haben, sie kommunizieren mit dem andern, aber sie sind immer noch im Schutz der Anonymität. G.in Park Langsam hab ich einfach immer wieder gedacht, warum geh ich da rein, was mir gibt mir das eigentlich, materielle Sachen gibt es mir nicht. Äh, ich hab mich bloß seelisch gut gefühlt da drin. Wie schon gesagt mit dieser Einsamkeit, also mit den Leuten zu reden, das hat mir einfach geholfen, äh, zu kommunizieren. Zeitaufwand D.vor Monitor Anfangs waren es vielleicht nur, ja, nur, 4 Stunden, oder so, das ist ja eigentlich schon recht viel, also es also es war auch schon, bevor ich gemoppt wurde, da bin ich teilweise 4 Stunden dran gesessen, aber als ich dann gemoppt wurde, wurden es dann schon 6 Stunden und mehr. G.im Park Da war ich jeden Tag drin und stundenlang, ich hab sogar geschafft, äh, 13 Stunden auf ein Stück zu chatten V.in rosa Zimmer Das war früher viel mehr, also früher war ich, also seit ich jetzt hier wohn, ist es weniger, weil ich jetzt keine Zeit mehr hab und jeden Tag bis um 4 Schule hab und dann gleich um 6 wieder Training, da bin ich ja nicht lang zu Hause, eigentlich ganz kurz nur, und dann nach dem Training dann noch mal. Aber früher, als ich noch in Ostfildern gewohnt hab, da war es schon lang. Manchmal hab ich schon um 1 Schule aus gehabt, da hatte ich den ganzen Tag lang Zeit und saß die ganze Zeit vorm Computer. Therap. Die Menschen lernen eben auch Freunde im Internet, vermeintliche Freunde zu finden, und, hm, werden da auch belohnt durch verschiedene Dinge, durch diese Rollenspiele, die ihnen Freude bereiten und hm, da ist eben die Gefahr dass diese virtuelle Welt für sie sehr schön ist, und sie darin bleiben und das aber gar nicht richtig wahrnehmen. D.vor Monitor Wenn einem das Computerleben sozusagen mehr Spaß macht als das echte Leben, dann fällt es einem auch schwer mit dem Computerspielen aufzuhören. Da vernachlässigt man dann auch so Sachen wie Essen oder Schlafengehen oder Hausaufgaben vor allem, die ganze Palette halt. G.in Park Man hat, wie schon gesagt, bis mitten in der Nacht gechattet. Und das war so fesselnd für mich, dass ich dann nicht mehr die Wohnung geputzt habe, das ist relativ peinlich zu erzählen. Ich habe auch nicht mehr gegessen, ich hab auch viel abgenommen in der Zeit, ich hab mich nicht mehr um mich gekümmert, Sache die für eine 20-jährige Mädchen eigentlich selten ist, also mein Aussehen war auch nicht mehr so gepflegt, weil uninteressant war D.vor Monitor Na ja das merk ich schon, ich merk´s auch, seitdem ich so computersüchtig bin, auch vollkommen unsportlich, ich war noch nie der sportlichste, und so, aber seitdem bin ich’s halt erst recht. G.in Park Ich konnte nicht bauen, konnte keine Pläne machen, weil das Wichtigste war eigentlich nur mein Computer Perspektiven D.vor Monitor Weil´s mir halt auch Spaß macht, also ich denk das ist auch verständlich, wird ich immer ein Computerspieler bleiben, aber ich muss es reduzieren, mein Computerspielen und das werd ich auch. Auch wenn das n harter Weg dahin wird, ich muss, in meinem echten Leben muss ich erst mal sehr viel richten, und das wird das Schwierige sein. Also ich hab eigentlich kein Problem mich von meinem Computer zu lösen, wenn das echte Leben mir auch Spaß macht Therap. Also ich denk hier ist auch eine gesellschaftliche Herausforderung, dass man den Jugendlichen eben auch Werte vermittelt, die ihnen Freude bereiten und das derzeitige Wertesystem, geprägt durch Kapitalismus und Individualismus, trägt offensichtlich nicht ausreichend um Jugendlichen einen Sinn zu geben, auch die mangelnden Perspektiven und die drohende Arbeitslosigkeit verleiten eben Menschen dazu vor der Realität zu flüchten und eher virtuelle Welten aufzusuchen Ich meine ich bin schon als kleines Kind vorm Computer gesessen, aber erst schlimm ist es geworden, als ich in der Schule gemoppt wurde. Da hab ich mich dann sozusagen in diese Computerwelt verkrochen. G.in Park Ich war ziemlich allein, ich kam aus Italien ganz frisch hier, ich hatte keine Freunde, nur mein Freund, also mein Lebensgefährte, und für mich war der Internet wie ein Zufluchtsort. Ein ein Ort wo ich glücklich sein konnte, wo ich mich mit andere Leute unterhalten konnte, Sache die ich hier nicht so geschafft hab am Anfang. Kommunikation D.vor Monitor Übers Internet hab ich auch Freunde kennen gelernt, die ich auch wirklich als gute Freunde bezeichnen würde, also auch Leute die ähnliche Probleme haben wie ich, mit denen ich auch über solche Sachen reden kann. Therapeut Probleme durch die Internetsucht gibt es meist erst langfristig, das heißt eben durch Schulversagen und eben dann auch durch den sozialen Rückzug, dass man langfristig wenige Freunde hat und versucht, Probleme dann auch virtuell zu lösen. Also man geht sie nicht direkt an wie andere Menschen im Leben, sondern man lernt, Dinge virtuell, Probleme virtuell zu lösen, und das kann langfristig schon ein, ja, das Leben beeinflussen, und zu einem bestimmten Verhalten führen, das man auch, wenn’s über Jahre hinweg fortgesetzt wird, schwer korrigieren kann. Also dann lernt dieser Jugendliche, hm, sich eher in virtuellen Welten zu bewegen, und, findet dann immer schwerer den Weg in die reale Welt. G.in Park Irgendwann hat mein Freund gesagt, das ist zuviel. Irgendwann hat er gesagt, er gibt mir keinen Freiraum mehr, was so was angeht, er ist auch – da, und das hatte ich auch vergessen, dass er auch da ist. Und dann haben wir irgendwann angefangen, öfter weg zu gehen, dass die Maschine irgendwie in den Schatten kommt, und nimmer der Hauptteil meines Lebens ist und da hab ich festgestellt, das echte Leben, draußen zu gehen, echte Freunde zu treffen, das ist wichtiger als vor dieser Kiste zu sitzen, und nicht anders zu machen, als mit fremde Leute zu chatten, und, oder keine Ahnung, was rumsuchen, was eigentlich sinnlos ist. Sinnvoll war später dann, das echte Leben zu genießen. D.Monitor/Therap Na ja man sollte sich im echten Leben Termine setzen, die man unbedingt einhält, man sollte sich selber kontrollieren, beschränken, weil, und sich auch nicht unbedingt beschränken lassen sondern selber darauf achten, sich zu beschränken. Dass man z.B. am Tag sagt, ich spiele heut nur 2 Stunden, und am Wochenende spiel ich täglich nur 4 Stunden G.in Park Die Sucht an sich zu erkennen, das war glaube ich die Hauptsache, selber, zu mir selbst zu sagen, ich bin süchtig ich habe ein Problem. Und wer mir wirklich geholfen hat, war mein Freund mein Lebensgefährte, der ab und zu auf die sanfte, aber auch mal auf die harte versucht hat, mich immer wieder da raus zu holen. Ob er jetzt gesagt hat, ich schlage deine Kiste mit einem Hammer zusammen, oder ob er gesagt hat, Schatz ich liebe dich, liebst du mich denn nicht mehr, ist diese Kiste für dich wichtiger als unsere Beziehung? Das waren Sätze was mich auch während ich gechattet habe, immer im Hinterkopf waren D.vor Monitor Also ich hab es eigentlich die ganze Zeit gewusst, dass ich computersüchtig bin, aber ich weiß nicht, ob ich’s nicht als Problem angesehen hab, aber ich kann mich nicht genau daran erinnern G.Park Ich weiß nur, dass mein Leben ganz schlimm ausgesehen hat, ich war nicht glücklich, ich war glücklich nur, wenn ich gechattet hab und ich hab jeden Tag einfach ne neue Chatroom gesucht, und neue Leute gesucht, ich weiß noch, dass ich sogar 10 verschiedene Chatfenster gleichzeitig auf hatte, weil ich mit 10 verschiedene Leute gleichzeitig chatten wollte und wenn ich jetzt zurück denke, ich könnte mir nicht einmal vorstellen, mit einer einzigen fremden Person zu chatten. Jetzt ist für mich Internet nur ein Kommunikationsmittel, also ich chatte mit meine Freunde aus Italien, weil es günstiger ist als zu telefonieren, und mehr nicht, also wir vereinbaren einen Termin ok, heute um die Uhrzeit, und dann haben wir halt eine Stunde und das war´s. V.rosa Zimmer Das ist kein richtiges Gefühl, das ist einfach Gewohnheit. Wenn man jeden Tag einfach so nach Hause kommt, den Computer anmacht, dann mit seinen Freunden redet, und dann, ja es ist einfach Gewohnheit, es macht man einfach täglich, ja dann denkt man gar nicht mehr darüber nach Junge Das Schlimme im Internet ist ja zum Einen, wenn keine Kindersicherung hat für die kleineren Kinder, ja, das man auch auf Gewaltverherrlichende Seiten zugreifen kann. Auf der anderen Seite, was einfach nervig ist, sind irgendwelche Spammails oder ähnliches, einfach dieser ganze Werbemüll Junge roter Pulli Toll find ich, dass man viele Informationen sich holen kann und praktisch überall auf der Welt, egal ob im Urlaub oder von überall kann man sich Informationen holen und E-Mails schreiben. Ich nutze das Internet viel für Ebay und Emailschreiben oder eben auch um mir Informationen für die Schule oder so zu holen Mädchen rosa Jacke Ich nutze das Internet für die Schule oder in Google, oder ab und zu mal ein ICQ, um mit meinen Freunden mich zu unterhalten Junge hellrosa pullover Ja, es kommt drauf an, es ist meistens so, dass wenn ich ins Internet gehe, dass mir erst ganz am Ende, kurz bevor ich aufhören will, irgendwas kommt, was mich total interessiert, wo ich dann dranbleiben muss und dann nervt´s mich dann schon immer, aber, danach denke ich mir dann schon immer, das war jetzt vielleicht ein bisschen zu viel, aber dann ist es eh schon vorbei. Mädchen blond Park Ja wie ich schon sagte, ich nutz es gerne, hm zum Shoppen, so da kann man ja online bestellen, ja Mädchen blond lockig Park Hauptsächlich nutze ich das Internet, um Veranstaltungen, um mich über Veranstaltungen zu informieren oder um bei Ebay irgendwie einzukaufen Mädchen hellblonde lange Haare, Park Also ich finde toll am Internet, dass man sich auch mit Freunden unterhalten kann, die weiter weg wohnen, die man nicht ständig irgendwie sieht, und man kann wichtige Sachen nachschlagen, wenn man in der Schule irgendwas braucht, nachgucken muss für Projekte oder Referate oder sonstiges