Römer

Das Leben im alten Rom

Römer – Das Leben im alten Rom (Gesamter Film)

Augsburg, Köln, Trier – von diesen Städten hast du vielleicht schon mal gehört. Aber wusstest du auch, dass alle diese Städte bereits von den Römern erbaut wurden? 1. Entstehung und Wachstum römischer Städte Die alten Römer herrschten über ein mächtiges Reich, das noch viel größer als Europa war – das Imperium Romanum. Dafür mussten die Römer viele Kriege führen und einheimische Stämme und Völker unterwerfen. Von der Hauptstadt Rom aus eroberten Sie bald alle Länder zwischen Portugal und Syrien, Großbritannien und Ägypten. In den Südwesten Deutschlands und nach Österreich kamen die Römer Mitte des ersten Jahrhunderts vor Christus. Im Norden ihres Reiches bauten die Römer einen Grenzweg – den Limes. Wachtürme sollten helfen, die Feinde abzuwehren. Aber wie entstand so eine Stadt? Dr. Eduard Pollhammer: „Zuerst, wie so oft, kam das Militär. Um die Mitte des ersten Jahrhunderts wurde hier von der 15. Legion ein großes Lager gebaut.“ Dr. Marion Grossmann: „Mit einer römischen Armee wird immer ein Tross von Vermessern mitgeführt. Die stellen ein Gerät auf, das ist die sogenannte GROMA – und mit dieser GROMA wird ein gesamter Katasterplan über den Großraum, das Territorium gelegt, mit rechten Winkeln. Dort, wo die GROMA gestanden ist, werden dann die PRINCIPIA – das Stabsgebäude des Legionslagers – errichtet. Es ist das Zentrum des Legionslagers. Doch wie wird aus einem Militärlager eine solch große Stadt? Dr. Eduard Pollhammer: „Wie üblich siedelten sich dann um solche großen Legionslager die Familien, die Handwerker … verschiedene Personen an, die im Kontakt mit den Soldaten standen …“ Eine dieser Städte ist Carnuntum, in der Nähe von Wien. Carnuntum war eine reiche, große Stadt mit bis zu 50 000 Einwohnern. Dr. Eduard Pollhammer: „Es war zweifellos eine sehr große Stadt, eine der größten Städte hier am mittleren Donauabschnitt. Nicht zu vergleichen allerdings mit solchen Großstädten wie Trier oder auch Köln und natürlich auch nicht mit Millionenstädten wie Rom oder Alexandria.“ Wohnraum war knapp. Deshalb gab es viele mehrstöckige Mietshäusern mit kleinen dunklen Wohnungen. 2. Das Leben in einer römischen Stadt Wohlhabendere Familien bauten sich ein Einfamilienhaus. Das ist das Haus des Römers Lucius und seiner Familie. Lucius verdiente als Stoffhändler gut und so konnte er sich ein Leben in Wohlstand leisten. Dr. Marion Grossmann: „Wann der Lucius gelebt hat in diesem Haus, wissen wir nicht. Ansonsten wissen wir von Lucius, dass er kein ganz armer Mensch war – er hat sich ein Haus leisten können, das eigentlich von relativem Wohlstand zeugt. Er hatte eine Fußbodenheizung, er hatte Wandmalereien, er hatte Fenster aus Glas. Er hatte ein Dach, das nicht mit Holzschindeln oder mit Stroh gedeckt war, sondern mit TEGULAE, also Ziegelplatten. Und deshalb nehmen wir an, dass er vielleicht dem Händlerstand angehört hat.“ Die täglichen Speisen wurden in der geräumigen Küche zubereitet. Brot war dabei die traditionelle Beilage zu allen römischen Gerichten. Unterschiedliche Getreidesorten wurden mit einem Mühlstein zu Mehl gemahlen. Der Kochsklave verfeinerte anschließend den Teig mit Salz, Gewürzen, Kräutern oder Honig. Neben dem Mehl verwendeten die Römer für ihr Brot unterschiedlichste Zutaten – Lauch, Zwiebeln oder Küchenkräuter wurden mitgebacken. Im Steinofen wurden die Brotlaibe dann gebacken. In der römischen Küche fanden sich außerdem natürlich Fleisch, Getreide, Obst und Gemüse. Wichtig waren auch Öle, die fest zur römischen Küche gehörten. Zur Verfeinerung der Speisen oder zur Herstellung von Arzneien verwendete man Kräuter und Gewürze. Die Römer hatten eine Vorliebe für stark gewürzte Speisen. Gerne verwendet wurden z. B. Minze, Oregano oder Kümmel. Besonders wichtig waren den Römern ihre Götter. Im Haus des Lucius gab es einen Hausaltar, wo man die Hausgötter verehrte. Dafür verlangte man von den Göttern eine Gegenleistung – zum Beispiel, im nächsten Monat genug Stoff zu verkaufen. Hausdiener: „Dann hat man zu den Göttern gesprochen, wie hier z. B. zu der Muttergottheit Juno: „Liebe Juno, mach, dass die Kinder und die Familie gesund bleiben!“ Oder man hat zu den Genien des Hauses, zu den Verstorbenen – Großvater, Großmutter oder auch schon Mutter und Vater – gebetet: „Schau, liebe Mutter, mach, dass der Schlüssel, den ich letzte Woche verloren habe … dass ich ihn wiederfinde“. Merkt ihr: Man hat damals, in dieser Zeit, gesprochen wie auch heute. Und ihr seht, dass vieles hier auch später in das Christentum überging.“ Das Leben in einer römischen Stadt spielte sich vor allem draußen auf den öffentlichen Plätzen ab Im Stadtzentrum war das FORUM – ein großer Platz mit Verwaltungsgebäuden, einem Tempel und Markständen. Um das Forum gab es meist einen überdachten Säulengang – dort fand man kleine Geschäfte, Kneipen und Werkstätten. Nur die Handwerkszweige, die übel rochen oder gefährlich waren – zum Beispiel Gerbereien und Schmieden – mussten am Stadtrand bleiben. Auch Friedhöfe lagen außerhalb der Stadtmauern. Auf den Märkten gab es alles zu kaufen, was man sich wünschte. Markthändler priesen ihre Waren lauthals an. Auch fremdländisches Essen aus den fernen Provinzen Roms konnte man dort kaufen. Ein einfacher Arbeiter konnte sich solche Speisen allerdings nicht leisten. 3. Die Villa Urbana Vielen Menschen in Carnuntum ging es sehr gut: Die besonders wohlhabenden Menschen lebten in sogenannten Villen – also prächtigen, großen Stadtpalästen. Wie hier, in der Villa Urbana ... Im Vorraum wurden angesehene Gäste empfangen und weiter zum Hausherrn geführt. Auch hier gab es in vielen Räumen eine Fußbodenheizung. Hausherrin: „Die heiße Luft kam dort hinten aus diesem Schürfkanal und zirkulierte um diese Hypokaustenpfeiler. Das sind viele Ziegelplatten aufeinander getürmt. Die Luft zirkulierte also drum herum und von unten wurde dann dieser Terrazzoboden beheizt. Dort befinden sich die Hohlziegel, TUBULI genannt, mit diesen Löchern. Heiße Luft strömte von unten in diese TUBULI und nach oben. Und so konnte man hier auch die Wände beheizen.“ Dieser luxuriöse Saal war wohl ein Versammlungsraum, in dem der Hausherr seine Gäste empfing. Die Wände waren aufwendig und kunstvoll bemalt und sollten auch nach außen zeigen, dass hier eine reiche, angesehene Familie lebt. Die Familie hielt sich oft in den privaten Räumen auf, zum Lesen, Schreiben oder entspannen. Doch wer lebte hier eigentlich? Dr. Marion Grossmann: „Möglicherweise hat ein reicher oder höhergestellter Beamter sich hier für ein, zwei Jahre einquartiert, der vielleicht den Luxus der Stadt Rom gewohnt war und der diesen hier in Carnuntum dann eben auch nicht missen wollte.“ Natürlich hatten die wohlhabenden Familien auch Bedienstete im Alltag. Dr. Marion Grossmann: „Beim Haus des Lucius z. B. denken wir an etwa zehn Personen, die der römischen Familie zugearbeitet haben. Das waren Sklaven und auch Gesinde, also in unserem Fall Kelten, die für die Römer gearbeitet haben. Bei der Villa Urbana waren es vermutlich 50-60 Sklaven und Gesinde, die den römischen Herren gedient haben.“ Ob die Arbeiten im Haus richtig verrichtet wurden, kontrollierte die Hauherrin. Sie war auch für die Erziehung der kleinen Kinder verantwortlich. Hausherrin: „Die römische Hausherrin kam hier her, arbeitete mit ihren Sklavinnen und spann die Wolle. Das ist eine römische Wirtel mit einem Schwungrad.“ Die Wolle wurde gewoben und zu den typischen römischen Kleidern verarbeitet. Hausherrin: „Dieses weiße Gewand nennt man Tunica, das Universalgewand aller Römer, manchmal auch in ganz starken Farben. Die ehrbare Patrizierin ging niemals ohne diesen Umhang, die PALLA, auf die Straße. Der Mann trug solche meterlangen Umhänge. Das nennt man TOGA VIRELIS. Diese Holzschuhe mit den Lederriemen brauchte man, um sich die Füße nicht zu verbrennen. Denn man besaß eine Fußbodenheizung und trug diese Schuhe hauptsächlich im Bad.“ 4. Die Thermen Jede Stadt hatte mindestens eine Therme – eine öffentliche Badeanstalt ... Da hatten die Straßenschuhe nichts zu suchen ... Mehrmals wöchentlich trafen sich die Römer dort, entspannten und betrieben Körperpflege. Auch hier fanden sich an den Wänden Malereien und Verzierungen. Ein Ort zum Wohlfühlen. Dr. Marion Grossmann: „Frauen und Kinder sind meistens schon um die Mittagszeit in die Therme gegangen, Männer haben ihr Tagwerk zunächst erledigt und sind dann, je nach Jahreszeit, am frühen oder mittleren Nachmittag in die Therme gekommen. Man hat sich hier in den unterschiedlichen Badebereichen in diese große Thermenbecken hineingesetzt. So ähnlich wie bei uns jetzt der Whirlpool – also keine großen Schwimmbecken, in denen man länger geschwommen ist, sondern eher größere, badewannenartige Becken in unterschiedlicher Temperatur. Die Waschungen hatten einen bestimmten Ablauf ... Hausdiener: „Im Bad selbst hat man ja – neben diesen Dingen, die man schon vorbereitet hat – auch noch einmal Kosmetika und Pflegemittel. Man hat das heiße Wasser gehabt, das Heißbad im Caldarium, im Kaltbad das Frigidarium, das Wechselbad … Das war die Badekultur der Römer. die Römer kannten keine Seife, sie haben sich mit Öl gereinigt. Und dazu hatten sie einen STRIGILIS, wie hier … so war er in Pompeji. Es war einfach zum Abstriegeln. Man hat sich eingeölt und dann hat man mit dem STRIGILIS den Schmutz und das Öl praktisch abgestriegelt. Diese Parfumflakons waren üblich in der römischen Zeit, aus Glas. Nicht nur, dass man jetzt mit Parfum, Ölen und Salben arbeitete, nein, man hatte ja auch schon die Möglichkeit des Peelings. Hier haben wir Salz in Alabastergefäßen. Man hat sich eingeölt, wie gerade auch schon geschehen. Dann hat man praktisch ein Salzpeeling gemacht … Die Haut wird gereinigt, sie atmet und pulsiert. Und das war von Vorteil für die Gesundheit, wie man auch damals schon wusste.“ Dr. Marion Grossmann: „Jeder Römer wollte täglich in die Therme gehen – auch die ärmeren Menschen. Und deswegen hat es schon sehr früh Gesetzte gegeben, wonach diese Thermeneintrittsmarken gesetzlich reglementiert worden sind. Wir sprechen immer wieder davon, dass ein Eintritt in eine Therme nicht mehr kosten durfte als ein Hühnerei, das heißt relativ billig eigentlich.“ Dr. Marion Grossmann: „Es gab aber auch immer eine große Halle oder mehrere Räume, in denen man sich dann auch massieren lassen konnte, PAPYRE lesen, sich miteinander unterhalten, Ballspiele in einem Hof, in einer PALAESTRA. Auch gerungen hat man recht gern zur körperlichen Ertüchtigung und eben auch Literatur gelesen. Sich sinnvoll miteinander unterhalten, auch Geschäfte abschließen …“ Von wegen Geschäfte: Die wurden auch gerne in der Latrine, den damaligen Toiletten abgeschlossen. Also alles andere als ein stiller Ort. Es gab keine Trennwände und man unterhielt sich währenddessen sehr angeregt. Hausherrin: „Das ist mal eine römische Toilette, die LATRINE. Das ist das römische Klopapier. Wenn wir unser Geschäft verrichtet hatten, tauchten wir diesen Schwamm in das Wasser ein. das Wasser kam von den Dächern unserer Villa und wurde unterirdisch durch eine REGOLIE hineingeleitet. Dann tunkten wir den Schwamm ein und führten ihn durch diese Aussparung von unten ein. Das war eine vollkommen saubere Sache.” Ganz so, als wäre die Zeit stehen geblieben wurde aus Carnuntum ein Museum. Wie kam es dazu? Dr. Marion Grossmann: „Wir haben die Steine auf dieselbe Art bearbeitet wie römischer Bauarbeiter das getan hat. Wir haben Werkzeuge nachgemacht – Werkzeuge, die in Carnuntum gefunden wurden. Und diese Werkzeuge haben unsere Bauarbeiter verwendet. Wir haben den Mörtel auf dieselbe Art und Weise hergestellt, also mit gelöschtem Kalk. Wir haben Fensterglas in Kooperation mit einem Glaser auf römische Art und Weise hergestellt, die Dachziegel … Das heißt, wir haben wirklich versucht, das Gebäude wie die römischen Bauarbeiter oder Baumeister herzustellen.“ Der Geist der Römer weht immer noch in Carnutum – auch wenn mittlerweile 1700 Jahre vergangen sind.