Biodiversität beschreibt die “Vielfalt des Lebens“, also die zahlreichen Tier- und Pflanzenarten, die es auf unserer Erde gibt. Wenn diese vom Aussterben bedroht sind, bedeutet das, dass nicht zuletzt auch wir Menschen betroffen sind. Naturbelassene Wiesen, wie Magerrasen, sind immer seltener bei uns zu finden. Sie beherbergen eine Vielzahl verschiedener Blumen, Kräuter und Gräser. Die Mehrheit unserer Wiesen wird als Viehweiden genutzt. Wie auf den Feldern, werden hier jährlich Mist und Gülle zur Düngung ausgebracht. Dies führt zu einem steigenden Stickstoffgehalt der Böden, den nur bestimmte Pflanzen mögen. Der Löwenzahn ist so eine Stickstoff liebende Pflanze. So schön eine gelbe Löwenzahnwiese auch auf uns wirken mag, sie sollte für uns eine Warnung bedeuten, wie das Gelb einer Verkehrsampel. Die Landwirtschaft gibt zwar lautstark vor, sich für die Erhaltung der Natur einzusetzen, doch die intensive Nutzung der Weiden und Felder trägt zur Belastung der Umwelt bei. Der effektive Einsatz größerer landwirtschaftlicher Maschinen braucht Platz. Da sind Hecken als Begrenzung von Ackerflächen störend. Mit zunehmender Beseitigung der ursprünglichen Hecken geht auch der Lebensraum für viele Insekten-, Spinnen- und Vogelarten verloren. Im Herbst sehen wir die Auen gebietsweise trocken, beim Frühjahrshochwasser jedoch überschwemmt. Auwaldbiotope zeichnen sich durch eine undurchdringliche Wildnis und eine besonders hohe Artenvielfalt aus. Die Flüsse werden schon seit Jahrzehnten aus wirtschaftlichen Interessen begradigt, kanalisiert oder aufgestaut. Altwasserarme wurden trockengelegt, Auwälder gerodet und das hat Folgen: Der natürliche Hochwasserschutz und der Lebensraum vieler Tiere wurden zerstört. Alte Silberweiden bieten Höhlenbrütern, wie z. B. Fledermäusen, Unterschlupf. 85 % der vom Aussterben bedrohten einheimischen Fische und 65 % der Vögel sind im Auwald der Isarmündung zu Hause. Die Vorkommen von Wasserschnecken dieses Gebietes sind von deutschlandweiter Bedeutung. Die Donau-Kahnschnecke ist nur noch in dem Mündungsgebiet der Isar in die Donau zu finden. Unter Bodenversiegelung versteht man das Betonieren, Asphaltieren und Pflastern von Böden. Jeden Tag wird in Deutschland eine Fläche von 150 Fußballfeldern versiegelt. Dabei wird die natürliche Vegetation vernichtet und die überbaute Fläche kann kein Regenwasser mehr aufnehmen. Dies führt zu geringerer Grundwasserbildung, Mangel an Trinkwasser und vermehrt zu Hochwasser. Besonders stark an der Bodenversiegelung beteiligt sind die Industrieanlagen, wie dieses Braunkohlekraftwerk. Hier wird vermeintlich unbrauchbares Land zerstört. Nicht selten handelt es sich um Flächen, die landwirtschaftlich kaum nutzbar sind, aber viele Lebewesen beherbergen. Für den Bau und die Erweiterung von Flughäfen, z. B. in Frankfurt und München, wurden ausgedehnte Waldflächen gerodet. Für den Bau des Münchner Flughafens wurden sogar Moorflächen trockengelegt. Die weltweite Vernichtung natürlich gewachsener Wälder wird schon lange beklagt. Von einem Ende der Abholzung der tropischen Regenwälder, der Taiga Russlands oder Kanadas sind wir aber weit entfernt. Im Gegenteil, obwohl wir wissen, dass die Wälder der Erde wichtige Kohlenstoffspeicher, ein großes Süßwasserreservoir und Lebensraum für Pflanzen und Tiere sind, schreitet ihre Zerstörung voran. Ungeheuer groß ist der Reichtum an Gliederfüßern, wie Spinnen, Tausendfüßern und Termiten. Dieser asiatische Dschungel ist die Heimat vieler Affen, wie Gibbons und Orang-Utans. Es dauert nur Minuten, um einen solchen Riesen zu Fall zu bringen, der über 100 Jahre benötigte, um seine jetzige Größe zu erreichen. Beim Fällen und dem Abtransport werden weitere junge Bäume und andere Pflanzen zerstört. Die großen Bulldozer verdichten und verfestigen den empfindlichen Boden. Die abgeholzten Flächen dienen der Anlage für Plantagen, auf denen Soja oder Palmöl produziert werden soll. In Südamerika werden die Flächen als Weiden für die Rinderzucht genutzt. Es sind nicht nur die tropischen Regenwälder, die wir zerstören. Auch die Wälder Europas, Sibiriens und auf dem nordamerikanischen Kontinent werden rücksichtslos abgeholzt. Der Einsatz moderner Maschinen beschleunigt das Verfahren. Die kahlen und schutzlos der Erosion überlassenen Flächen nehmen täglich zu. Mit dem Verschwinden des Waldes geht auch ein wichtiges Wasserreservoir für Mensch und Tier verloren. Die Zahl der in diesen Wäldern beheimateten Tiere und Pflanzen nimmt täglich ab. Die größte Raubkatze der Erde, der Sibirische Tiger, steht kurz vor seiner Ausrottung. Schon heute übertrifft die Zahl der in Erhaltungszucht lebenden Zootiger die, der noch in freier Wildbahn gezählten Exemplare. Noch vor fünfzig Jahren schien der Fischreichtum des Meeres unerschöpflich zu sein. Fisch war ein billiges Nahrungsmittel. Doch inzwischen gelten immer mehr Fischarten als vom Aussterben bedroht. Insbesondere sind es die großen Fischarten, die unter dem Raubbau zu leiden haben. Fast alle Arten von Thunfisch im Mittelmeer und Ostatlantik sind total überfischt. Dem bis zu 600 kg schweren Roten Thun hilft es nichts, auf der Roten Liste zu stehen. Nur ein internationales Handelsverbot kann ihn retten, doch darauf konnten sich noch nicht einmal die europäischen Staaten einigen. Durch rücksichtslose Fangmethoden, wie den Einsatz von kilometerlangen Treibnetzen, werden die Meere buchstäblich leergefischt. In den Netzen befinden sich aber neben den begehrten Thunfischen auch Delphine, Haie und Meeresschildkröten, die als unerwünschter Beifang wieder ins Meer geworfen werden. Grundschleppnetze beispielsweise erzeugen 70-80 % des Beifangs und umpflügen den Meeresboden wie ein Traktor den Acker. Die Dezimierung des Thunfisches führt zu einer Vermehrung ihrer bevorzugten Beute: den Tintenfischen. Die wiederum fressen am liebsten Sardinen. Die Eingriffe des Menschen ins Ökosystem Meer haben unabsehbare Folgen. Unser Meer, die Wiege allen Lebens auf der Erde, wird zunehmend als Müllkippe benutzt. Tausende Tonnen von Giftmüll wurden und werden im Meer entsorgt. Die durchgerosteten Behälter sind stumme Zeugen des vergifteten Wassers. Abwässer aus Industrie und Landwirtschaft gelangen über Bäche, Flüsse oder direkte Rohrleitungen ins Meer. Havarierte Öltanker haben in den letzten 40 Jahren mit hunderttausenden von Tonnen Rohöl das Wasser, die Küsten und nicht zuletzt das empfindliche Ökosystem nachhaltig gestört. Einen noch größeren Anteil an der Ölverschmutzung verursacht der Schiffsverkehr. Schiffe verbrennen in ihren Motoren Schweröl mit einem hohen Schwefelanteil und verursachen heute in Europa etwa die Hälfte der gesamten Schwefelemissionen. Außerdem zeigt die Havarie der Plattform Deepwater Horizon, dass Tiefseebohrungen wegen der Gefahr von Katastrophen nicht zu verantworten sind. Die Vernichtung der Regenwälder sowie der Ozeane verstärkt den Klimawandel und dieser den Verlust an biologischer Vielfalt. Regenwälder speichern Kohlenwasserstoff. Die Zerstörung der Regenwälder sind für 20 % der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Der Anstieg der Konzentration von Treibhausgasen in der Erdatmosphäre ist die schwerwiegendste Ursache für den Klimawandel. Die dadurch steigende Durchschnittstemperatur führt zu einem Abschmelzen des Eises in den Polargebieten. Neben dem Ansteigen des Meeresspiegels verringert der Verlust an weißen Flächen die Albedo – die Reflektion des Lichts –, was die Erwärmung der Erde noch verstärkt. Die damit einhergehende Erwärmung der Ozeane führt zu seiner verminderten Aufnahme von Kohlendioxid. Es bleibt also mehr CO2 in der Luft und führt zu weiter steigender Erwärmung. Diese Rückkopplungen erschweren genaue Berechnungen und Prognosen zur Klimaänderung. Der Eisbär, eines der größten Raubtiere der Erde, ist zum Symbol des Artenschwundes geworden. Im Wasser schwimmend, gelingt es ihm nicht, sich ausreichend zu ernähren. Sein Jagdrevier sind die Wasserlöcher der weiten Eisflächen, wo die Robben auftauchen, um Luft zu holen oder sich auszuruhen. Auch die Walrösser sind auf die Eisflächen angewiesen. Korallenriffe weisen eine besonders hohe Artenvielfalt auf: über 1.000 Fischarten sind an bestimmten Riffen gezählt worden. Die Erwärmung der Ozeane hat bereits 20 % der Korallenriffe zerstört. In diesem Riff sind nur noch wenige Fische zu sehen. Die Korallen sind abgestorben, nur das tote weiße Kalkgerüst ist noch zu erkennen. Die Auswirkungen des Klimawandels erleben wir auch im Hochgebirge der Alpen. Das Abschmelzen der Gletscher ist dramatisch. Die Aufnahmen zeigen uns den Rückgang der Gletscher in den Schweizer Alpen in den vergangenen 100 Jahren. Neben dem lautlosen Verschwinden einer unserer wichtigen Trinkwasserspeicher geht mit der Erwärmung eine deutliche Veränderung der Hochgebirgsflora und -fauna einher.