Intro In der Geschichte von „Max und Moritz“ heißt es: Mancher gibt sich viele Müh' mit dem lieben Federvieh; Einesteils der Eier wegen, welche diese Vögel legen. Zweitens: Weil man dann und wann einen Braten essen kann … Das Federvieh, von dem hier die Rede ist, sind natürlich Hühner. 1. Aussehen 1.1 Hahn oder Henne? Das Huhn ist das häufigste Nutztier weltweit. Früher gehörten Hahn und Hennen zu jedem Bauernhof. Wer einen Garten besaß, hielt auch eine Schar Hühner. Heute sind sie ein seltener Anblick, selbst auf dem Dorf, denn die meisten Hühner leben in großen, geschlossenen Ställen. Wenn du die Hühner genauer beobachtest, siehst du, dass die Tiere unterschiedlich aussehen, verschiedene Laute von sich geben und sich auch nicht alle gleich verhalten. Der Größte von allen ist meistens der Hahn. Er ist auch der Einzige, der lauthals kräht. Die kleineren, weiblichen Hühner, die Hennen, gackern. Der Hahn trägt auf seinem Kopf einen großen, leuchtend roten Kamm. Er steht aufrecht und ist größer als der Kamm der Hennen. An seinem Kinn hängen zwei Kehllappen. Auch sie sind rot und größer als bei den Hennen. Je größer, röter und dicker Kamm und Kehllappen sind, desto stärker und gesünder ist der Hahn. So zeigt er anderen Hähnen, wer hier das Sagen hat. Bei den Hennen ist es ähnlich: Die Größe und Farbe von Kamm und Kehllappen sagt etwas über ihren Rang innerhalb der Hühnerschar aus. Oft sind Hähne schillernd bunt und tragen auffällig lange Schwanzfedern. Die Federn der Hennen sind weniger farbenfroh, ihre Schwanzfedern sind kürzer als beim Hahn. Ausgewachsene Hähne besitzen mindestens einen spitzen Sporn pro Bein, mit dem sie sich heftig verteidigen können. Den Hennen fehlt ein solcher Sporn. 1.3 Das Huhn als Nutztier Lange Zeit züchteten Menschen Hühner, die ausreichend Eier legten und gleichzeitig Fleisch lieferten. Das Vorwerkhuhn ist eine solche Rasse: Eine Henne legt etwa 140 Eier im Jahr und ein Hahn gibt einen guten Braten. Man nennt Rassen, die Eier und Fleisch liefern, Zweinutzungshuhn. Heute hält man sogenannte Einnutzungshühner, also solche, die entweder viele Eier legen oder viel Fleisch ansetzen. In Deutschland werden etwa 39 Millionen Hennen nur für die Eierproduktion gehalten. Braune Legehennen sind wahrscheinlich die häufigsten Hühner, die du zu sehen bekommst. Sie legen fast jeden Tag ein Ei und werden ausschließlich zu diesem Zweck gehalten. 1.5 Das Seidenhuhn Eine etwas ungewöhnlich aussehende, sehr alte Haushuhnrasse ist das Seidenhuhn. Woher es genau stammt, ist unbekannt. Man vermutet, dass Seidenhühner aus China kommen. In Europa ist diese Rasse bereits seit 700 Jahren bekannt. Seidenhühner sind verhältnismäßig klein, ihre Haut ist bläulich, grau oder schwarz und die Hähne besitzen einen Kamm, der an die Form einer halben Walnuss erinnert. Seidenhühner besitzen im Gegensatz zu anderen Hühnerrassen fünf statt vier Zehen. Ihre Ohrscheiben sind bläulich und ihre seidigen, ausgefransten Federn erinnern an ein Fell. Wie bei allen Hühnern kannst du auch bei den Seidenhühnern beobachten, wie sich die Hennen um Futter streiten. Sie hacken sich gegenseitig mit dem Schnabel weg. Die stärkste Henne bekommt das Futter. Innerhalb der Hennen herrscht eine Rangfolge, die sogenannte „Hackordnung“. 2. Merkmale 2.1 Beine und Schnabel Hühner können schlecht oder gar nicht fliegen. Sie bewegen sich fast immer laufend fort und sind dabei ganz schön schnell. Hühner leben am Boden und suchen dort auch ihre Nahrung. Sie scharren mit ihren langen, kräftigen Krallen im Boden und im Laub nach Würmern, Asseln oder Insekten. Dabei picken sie mit ihrem spitzen Schnabel das Futter auf. Hühner sind Allesfresser. Neben kleinen Tieren fressen sie auch Pflanzen oder Sämereien. Da ihre Nahrung so klein ist, sind sie viele Stunden am Tag mit der Futtersuche beschäftigt. Der Schnabel dient nicht nur als Greifwerkzeug. Sie können mit ihm tasten. Mithilfe ihres Schnabels nehmen Hühner Größe, Form, Beschaffenheit und Härte des Futters wahr. Der Schnabel dient auch zum Trinken. Hühner können das Wasser nicht einsaugen, sie füllen den Unterschnabel mit Wasser und heben dann den Kopf in die Höhe, damit es in die Speiseröhre fließen kann. 2.2 Augen und Ohren Der Hahn hat seine Hennen ständig im Blick. Hühner können ungefähr genauso gut sehen wie wir Menschen. Sie sind außerdem intelligente und sehr neugierige Vögel, die alles Neue interessiert untersuchen. Die Ohren kannst du – anders als beim Menschen – bei Hühnern nicht entdecken. Sie sind nicht sichtbar und liegen versteckt hinter Federbüscheln. Hühner haben dennoch ein sehr gutes Gehör. Sie beherrschen neben dem Gegacker mehr als 30 unterschiedliche Lautäußerungen. Nähert sich zum Beispiel ein Fremder oder ein Feind, gibt der Hahn einen Warnruf von sich. Findet er etwas Fressbares, lockt er seine Hennen mit glucksenden Lauten zu sich. 2.3 Hühner als Schädlingsbekämpfer Auf diesem Bio-Obsthof macht man sich zunutze, dass Hühner Insekten und deren Larven fressen. Hier dienen Haushühner als natürliche Schädlingsbekämpfer. Sie fressen Raupen und andere, am Boden lebende, Obstbaumschädlinge. Der Hühnerstall auf diesem Hof ist fahrbar und wird regelmäßig umgestellt. Nach und nach sammeln die Tiere so die gesamte Plantage ab. Nebenbei liefern sie dem Bauern noch Eier – garantiert von frei laufenden, glücklichen Hühnern. 3. Verhalten 3.1 Brut und Eierfarbe Ist dir schon aufgefallen, dass Hühnereier unterschiedliche Farben haben? Sie legen weiße, hellbraune, schokoladenbraune und manchmal sogar grüne Eier. Hühner brüten auch fremde Eier aus. Eine Glucke – so nennt man eine brütende Henne – kann bis zu zehn Eier ausbrüten. Da sie oft selbst nicht so viele legt, schiebt man ihr welche unter. Nach etwa drei Wochen geschieht ein kleines Wunder: Das Küken schlüpft aus dem Ei. Und das schafft es ganz ohne fremde Hilfe. Heute kommen die meisten Hühner in Brütereien zur Welt, nur die alten Hühnerrassen können noch selbst brüten. Hühner sind sogenannte Nestflüchter. Schon nach wenigen Tagen verlassen die Küken zusammen mit ihrer Mutter das Nest, um auf Futtersuche gehen. Es stimmt übrigens nicht, dass weiße Hühner immer weiße Eier und braune Hühner immer braune Eier legen. Die Schalenfarbe hat nichts mit der Gefiederfarbe zu tun, sie hängt von der Hühnerrasse ab. Die Ohrscheiben des Huhns, also die Hautlappen unter dem Ohr, geben einen Hinweis auf die Schalenfarbe. Eine weiße Ohrscheibe, wie beim Vorwerkhuhn, bedeutet meist helle oder weiße Eier. Eine rote oder rosa Ohrscheibe zeigt an: Die Eierschale von diesem Huhn ist mit großer Wahrscheinlichkeit bräunlich. 3.3 Gefiederpflege Das Gefieder hält die Hühner warm und schützt sie vor Sonne und Nässe. Gefiederpflege nimmt einen Großteil des Tages ein. Ausgiebig putzen und schütteln sie sich, um ihre Federn in Ordnung zu halten. Regelmäßig kannst du Hühner auch beim ausgiebigen Sandbaden beobachten, was sie sehr genießen. Es dient ebenfalls der Pflege des Gefieders, der Sand entfernt lästige Parasiten. Bei schönem Wetter nehmen Hühner auch gerne ein Sonnenbad oder ruhen sich bei Hitze im Schatten aus. Extro Auf der ganzen Welt werden Hühner als Haus- und Nutztiere gehalten. Über 150 Hühnerrassen gibt es heute. Weltweit werden mehr als doppelt so viele Hühner gehalten wie Menschen auf der Erde leben. Wir schätzen sie wegen ihrer Eier, ihres Fleisches und ihrer Federn. Doch Hühner sind nicht nur reine Nutztiere, sie sind überhaupt spannende Geschöpfe. Es lohnt sich, wenn man sich mit ihnen näher beschäftigt.