Ein Mord geschieht. Das Opfer: der erste Ministerpräsident der Republik Bayern. 100 Jahre später. In einem unscheinbaren Glaskasten im ehemaligen Mathäser Brauhaus in München ist das Porträt des Mordopfers zu sehen: Kurt Eisner. Das schlichte Denkmal soll an den 8. November 1918 erinnern. An diesem Tag gründeten sich im alten Brauhaus eilig Arbeiter- und Soldaten-Räte, denn nur Stunden zuvor hatte Kurt Eisner den Freistaat Bayern und das Ende der Monarchie ausgerufen. Es war ein Stück Überraschungsstrategie, mit der wir das alte Bayern aus den Angeln gehoben haben. Niemand hat vor zwei Tagen noch dergleichen für möglich gehalten (…) Bayern ist gestern ein Freistaat geworden und wird ein Freistaat bleiben. (Kurt Eisner 8.11.2018) Als Historiker schrieb Dr. Bernhard Grau eine Biographie über Kurt Eisner. Keine leichte Aufgabe, denn Eisner, der gebürtige Berliner, jüdischer Abstammung, spaltet die bayrischen Gemüter. Bis heute. Sein Andenken ist geprägt von Unterstellungen, die man ihm zu Lebzeiten gemacht hat. O-Ton Dr. Bernhard Grau, Leiter Bayerisches Hauptstaatsarchiv: Vor allem der Bolschewismus Vorwurf, also der Vorwurf, er hätte in Bayern eine Räte Diktatur etablieren wollen, also das ist aus den Köpfen nicht heraus zu bringen. Und bestimmt bis heute sein Bild und polarisiert auch entsprechend In der Biographie über den umstrittenen Ministerpräsidenten zeichnet Bernhard Grau ein ausführliches Bild des Mannes, dessen politische Errungenschaften kaum gewürdigt, beinahe verschwiegen werden. Wer also war Kurt Eisner? O-Ton Straßenumfrage: Frau) Wer Kurt Eisner war? Nee, weiß ich nicht. (junger Mann) Keine Ahnung. (junge Frau) Ach ja, der wurde erschossen. Hitler Attentat. Nein? (Mann) Ach, das wusste ich mal… Sozialdemokrat. Bayrischer Ministerpräsident. (Sehr gut). Ja, obwohl wir nicht aus Bayern kommen. (Bayer) Ich komm nicht drauf. (Er) Ministerpräsident. (Sie) Ach was. Nein. Das war doch der mit Hitler! Nicht? War das nicht Kurt Eisner? (Er) Nein. Das war der erste bayrische Ministerpräsident. Der ist umgebracht worden, da in der Kardinal Faulhaber Straße Tatsächlich erinnert in der Kardinal Faulhaber Straße eine Bodenplatte an Kurt Eisner. Lange tut sich der Freistaat Bayern schwer mit dem Gedenken an seinen ersten Ministerpräsidenten. Erst 1989 ringt man sich - nach vielen Diskussionen um Art und Inschrift - dazu durch, dem Revolutionsführer eine Bodenplatte zu widmen. Genau an der Stelle, an der er im Februar 1919 zu Tode kam. „Unwürdig“, findet Wolfram Kastner. Der Maler und Aktivist gründete zusammen mit anderen Künstlern eine Kulturstiftung als Andenken an Kurt Eisners Lebenswerk. Seit Jahren fordert die Stiftung eine angemessenere Würdigung des Revolutionärs – am liebsten mitten in der Landeshauptstadt gleich hinter dem Rathaus am Marienhof. O-Ton Wolfram Kastner; Vorsitzender der Kurt Eisner Kulturstiftung: Der Begründer der Demokratie sollte in dieser Stadt mindestens durch einen Platz einen Feiertag oder andere Dinge gewürdigt werden. Doch lange Zeit wird nicht einmal eine Straße nach Kurt Eisner benannt. Erst, als in den späten 60ger Jahren am Münchner Stadtrand ein Sozialbauprojekt entsteht, bekommt eine der Straßen den Namen des Mannes, der 1918 als erster in Deutschland die parlamentarische Demokratie ausrief. O-Ton Wolfram Kastner; Vorsitzender der Kurt Eisner Kulturstiftung: Demokratie ist keine Randerscheinung. Sondern gehört ins Zentrum des Denkens und auch dieser Stadt.